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Digitale Komposition



Digitale Komposition tritt anstelle tradierter Kompostionsmechanismen, die im eigentlichen Sinne immer Schreib-Kompositionsprozesse waren. Dieses prozessuale Komponieren zwischen Idee, Soundkreation (analog+digital), Sampling-Resampling und Speicherung beinhaltet die Möglichkeit, allzeit die jeweiligen kompositorischen Schritte hörend zu überprüfen – gleichsam die Komposition immer vom Klangergebnis zu denken, „abzurufen“ und zu justieren.
Der kompositorische Prozess von der Idee bis zur Klangaufzeichnung verschnellert sich augenscheinlich rasant. Diese Arbeitsweise wird die tradierten „Schreib“-Kompositionsprozesse vielleicht nicht ganz auflösen, mindestens jedoch immens beeinflussen: durch eine gewaltige, fast noch unübersehbare digitale Klanggestaltungsvielfalt und Bearbeitungsqualität, die sowohl die kompositorischen Prozesse wie die Umsetzungs- und Interpretationsmöglichkeiten enorm verändern werden.
Die Prognose sei gewagt, dass – abgesehen von Hochglanz-Realisationen der tradierten Musikwerke oder deren Ausläufer bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts– jedwede neuere Musikerfindung (Komposition und Klangrealisierung) auf diesen zukunftsträchtigen Möglichkeiten basieren wird.

Die Essentials dieser digital "komponierender" Bearbeitungen und kompositorischer Neuschöpfungen sind:



• Das „gewonnene“ (analog erzeugte) Audio-Material ist der grundlegende Baustein des Sampling-Materials. Das Audiomaterial generiert sich aus dem großen Pool historischer (notierter) Musik. Der von Bernd Alois Zimmermann geprägte Begriff von der “Kugelgestalt der Zeit“ bekommt im digitalen Zeitalter eine neue Dimension.

• Das digital generierte Audio-Material bildet den zweiten kompositorischen Materialspeicher.

• Der Sampler* mit seinen multifunktionalen Anwendungsmöglichkeiten ist das wesentliche Kompositionswerkzeug.

• Die daraus und danach erfolgende digitale Klangbearbeitung sucht/komponiert Form-Balance, Zeitstruktur-Rhythmus, Melodische Verläufe-Harmonische Spektren, Dynamik-Agogik.

• Der kompositorische Vorgang von Aufnahme, Auswahl, Sampling* und digitaler Klangbearbeitung und medialem Transfer bleibt zu jeder Zeit prozessual. Obwohl jedes Vexamplosition-Projekt final fixiert wird, versteht es sich aufgrund seiner digitalen Speicherstruktur als auch wegen seiner offenen Anlage als work in progress

*Sampling bezeichnet das digitale Speichern von Klängen, Geräuschen, Klangstrukturen, um sie als Originalsound oder digital (elektronisch) bearbeitet in einen neuen Kontext zu integrieren. Im Unterschied zum Synthesizer, dessen Ausgangssignale durch rein elektrische oder mathematische Prozesse erzeugt werden, kann ein Sampler dazu jegliche Art von Audiosignalen benutzen.

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